Ahrtal-Hilfe

Bad Mergentheim | 15. März 2023
Der Lions Club Bad Mergentheim hat im vergangenen Jahr unter der Präsidentschaft von Dr. Norbert Schön beschlossen, 25 000 Euro für den Wiederaufbau im Ahrtal zu spenden.

Prof. Dr. Klaus-Werner Frink und Klaus Spitzley wurden beauftragt, Projekte hierfür zu finden. Aus diesem Grund reisten Anfang März die beiden Bad Mergentheimer Lions Club-MitgliederRosemarie und Klaus Spitzley nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, um sich mit der Präsidentin des dortigen Lions Clubs Karolin Kreuter zu treffen.

Mit diesem Lions Club, so schreibt der Lions Club Bad Mergentheim in einer Pressemitteilung, hat man einen geeigneten Partner gefunden. Der Lions Club Bad Neuenahr hat bisher über 1,2 Millionen Euro aus der Lions Organisation an die Opfer des Hochwassers direkt oder als Aufbauhilfe geleistet.

Im Landkreis Ahrweiler hinterließ das Hochwasser der Ahr eine Spur der Zerstörung. 134 Menschen verloren ihr Leben, zahlreiche Suizide folgten. „Wir haben sicher durch unser schnelles, unbürokratisches Handeln weitere Suizide verhindern können,“ so Präsidentin Karolin Kreuter.

Überall zerstörte Häuser
In der Stadt Sinzig starben zwölf Bewohner der Behinderteneinrichtung „Lebenshilfe-Haus“. Im Kreis wurden 7154 Häuser beschädigt, 490 davon schwer und 175 komplett zerstört. 62 Brücken wurden zerstört und weitere 13 schwer beschädigt. Auf der Ahrtalbahn wurden mindestens sieben Eisenbahnbrücken und rund 20 Kilometer Gleis durch Über- oder Unterspülung zerstört.

Auch erlitten 19 Kindertagesstätten und 14 Schulen Beschädigungen durch das Hochwasser. Mehr als 330 Menschen konnten mit Hubschraubern von Dächern und Bäumen gerettet werden.

In der Krisenregion im Ahrtal sind seit der Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 etwa 350 000 Tonnen Sperrmüll angefallen. Die Menge entspricht den Angaben zufolge rund 25 000 Lkw-Ladungen oder in etwa der normalen Sperrmüllmenge, die sonst in 40 Jahren anfällt.

„Wir haben uns selbst ein Bild gemacht“, so Rosemarie und Klaus Spitzley, „und sind von Bad Neuenahr-Ahrweiler die Ahr 40 Kilometer flussaufwärts gefahren. Was wir da gesehen und erlebt haben, hat uns mehr bewegt als erwartet. Von Normalität keine Spur, und selbst unser Navi hatte so seine Probleme den Weg zu finden. Überall die zerstörten Wohnhäuser, Hotels, Brücken, Straßen und die meterhohen Schuttberge der abgerissenen Häuser, auf denen Kinder spielen, wo vorher vielleicht ihre Kinderzimmer waren.“ Und weiter: „Ja, willkommen ist man im Ahrtal überall und auch das Fotografieren stört niemanden. Man zeigte uns die Ahr-Bahnstrecke und die Bahnhöfe; der Fahrplan hängt noch da. Auch das Gleisbett kann man noch ausmachen, aber die Gleise wurden einfach weggespült.“ In Wohnsiedlungen stehen alle 100 Meter mobile Toilettenkabinen, weil die Kanalisation noch nicht instandgesetzt ist. Ganz schlimm ist die Situation im Eifelort Schuld. Die Wassermassen richteten hier verheerendste Schäden an. Der weitgehend zerstörte Ort ist eine einzige Baustelle. An den entstandenen Freiflächen erkennt man den Abriss vieler Häuser.

Fast alle Sportstätten ruiniert
Viele Häuser sind auch heute noch unbewohnbar. Die Besitzer wohnen in Tiny Häusern oder Wohnwagen neben der Baustelle. Die Schäden sind immens, die Aufgaben überwältigend.

Der Schlamm ist weggeputzt, der Sperrmüll ist fast beseitigt, die einsturzgefährdeten Häuser abgerissen. Doch es fehlt etwas: das Grün. Und die gedämpfte Stimmung ist überall zu spüren. Viele hatten sich vorgenommen, ihre Geschäfte früher aufzumachen, ihre Wohnungen wieder zu beziehen. Aber das funktioniert leider nicht, die Gründe sind vielseitig. „Die Flut hat in einem Gebiet von über 40 km nahezu alle Sportstätten zerstört, was sich noch bis weit in die nächsten Jahre auswirken wird,“ so Präsidentin Karolin Kreuter. „Von der Zerstörung sind auch nahezu alle Turnhallen, Tennis- und Fußballplätze sowie Schwimmbäder betroffen. Schwimmen lernen ist ein ganz großes Thema in unserer Region,“ so Karolin Kreuter weiter.

„Alle Hallenbäder sind zerstört, ein Neubau noch nicht in Sicht. Es existiert lediglich ein Schwimmbad in der Realschule Calvarienberg, der ehemaligen Klosterschule.“ Die Schule ist in eine Stiftung übergegangen und erhält daher nicht die Förderung wie staatliche Schulen. Die Schule ermöglicht derzeit nicht nur den eigenen Schülern, sondern unter anderem auch den Vereinen in Ahrweiler, Ahrkids/Familienbildungsstätte sowie der DLRG den Schwimmunterricht. Nach der Flut ist die Angst vor Wasser bei den Kindern gestiegen. Das Erlernen des Schwimmens sehr wichtig. „Einen Teil der Spende des Lions Club Bad Mergentheim werden wir,“ so Karolin Kreuter, „für die dringend benötigte Überholung der Technik des Schwimmbads verwenden.“

Mit einem weiteren Teil der Spende wird das Projekt des Lionsfreunds Guido Mombauer unterstützt, und zwar die Aufnahme einer Weihnachts- bzw. Karnevals-CD mit ortsansässigen Chören und Musikvereinigungen. Vereine und Institutionen waren und sind durch die Flut sehr stark betroffen. Mit dem angestrebten Erlös von ca. 15 000 Euro aus dem Verkauf der CD sollen flutbetroffene Chöre und Karnevalsvereine in der Heimat unterstützt werden. „Wir glauben, mit der Verbindung von gemeinsamem Proben, Aufnahme einer CD und Spendenübergabe an betroffene Vereine eine sinnvolle Kombination gefunden zu haben,“ sagt Mombauer.

Kinderyoga-Projekt unterstützt
Des Weiteren soll das Projekt Kinderyoga, das die Lions zusammen mit den Rotariern aus Bad Neuenahr ins Leben gerufen haben, mit der Spende unterstützt werden.

Das Projekt erfreut sich großer Beliebtheit. „Die Kinder sind in unserer Region und überhaupt durch die vielen schlimmen Ereignisse in der Welt traumatisiert. Ich kenne die Organisatorin persönlich,“ so Judith Cramer, Activity-Beauftragte vom Lions Club Bad Neuenahr. „Sie ist eine ganz tolle und einfühlsame Person, sie kann den Kinder Ängste nehmen, Lebensfreude zurückgeben und ihnen helfen, das Geschehene zu verarbeiten.“

Zum Schluss bedankte sich Präsidentin Karolin Kreuter bei den Überbringern der Spende. „Wir danken dem Lions Club Bad Mergentheim von ganzem Herzen für den großzügigen Betrag, der so viel Gutes bewirken wird und Lebensfreude schenkt!“ LC